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Existenzgründer-Seminar, erster Tag: Alle zwölf Teilnehmer stellen sich und ihre Geschäftsidee vor. Zwei wollen sich mit einem eigenen Nagelstudio selbstständig machen. Zwei anderen mit einem Geschäft für Kindersachen. Gleich dreimal ist die Eröffnung eines Schuhladens geplant. Nein, natürlich spricht nichts gegen Nagelpflege, niedliche Kinder-Shirts und schicke Stiefel. Die Frage ist nur: Braucht die Welt wirklich noch mehr davon? Oder anders herum: Ist meine Idee so anders und so viel besser, dass ich trotz großer Konkurrenz genug damit verdienen kann, um davon zu leben? So schnöde es klingen mag, ist genau das der entscheidende Punkt, wenn es darum gut, was eine gute Business-Idee ausmacht. Letztendlich muss sie den wirtschaftlichen Erfolg bringen. Ansonsten ist keine gute, sondern höchstens eine schöne Idee gewesen.

Leider gibt es keine Formel, nach der sich die Erfolgsaussichten einer Idee berechnen lassen. Ansonsten würde es nicht jede Woche wieder die News von Startups geben, die ihren Betrieb mangels genügender Einnahmen einstellen mussten. Zumindest gibt es aber eine Art Checkliste für Gründer, mit der Ihr Eure Idee überprüfen könnt. Die wichtigsten Punkte auf dieser Liste stellen wir Euch heute vor.

Wie entstehen Geschäftsideen?

Wer mit dem Gedanken spielt sich selbstständig zu machen, wird zunächst vermutlich seine eigenen Fähigkeiten, Erfahrungen und Vorlieben im Blick haben: Was kann ich? was habe ich bisher gemacht? Was mache ich am liebsten, sowohl im Job wie in der Freizeit? Aus den Antworten auf diese Fragen kann bereits eine erste Geschäftsidee entspringen. Wer zum Beispiel bisher erfolgreich im Marketing eines Bekleidungsunternehmens gearbeitet hat, selber ein Händchen für gute Designs hat und dazu noch gerne näht, kann durchaus versuchen, mit einem eigenen Label im Markt Fuß zu fassen.

Oft ist aber auch eine völlige Neuorientierung gefragt - etwa wenn die bisherige Branche so gut wie keine Aussichten mehr bietet. Oder wenn man kreuzunglücklich ist mit dem, was man bisher gemacht hat. Die Selbstständigkeit soll ja die Situation verbessern und nicht das Leiden verlängern. In diesem Fall sind Neugierde und feine Antennen gefragt: Was beschäftigt die Menschen um Euch herum? Welche Alltagsprobleme haben sie beziehungsweise welche Lösungen könnte es dafür geben? Was machen potenzielle Konkurrenten? Über was meckern deren Kunden (meist gut zu sehen im Support-Forum oder auf der jeweiligen Facebook-Seite)?

Wichtig: Es geht dabei nicht um eine große "Wünsch Dir was"-Aktion im Freundes- und Bekanntenkreis, bei dem jeder anmelden darf, welchen Service er schon immer gern gehabt hätte. Es geht eher darum zu entdecken, welche Waren- oder Dienstleistungsangebote gut, aber noch nicht perfekt sind.

Ein gutes Beispiel  ist checkdomain: checkdomain hat sich aus einem ganz einfachen Domaincheck heraus entwickelt. Johannes (unser Gründer) hatte damals erkannt, dass es einen derartigen Service im Netz noch nicht gab. Also stellte er den Domaincheck online. Und als im Lauf der Zeit immer mehr Leute fragten, weshalb sie die gecheckten Domains nicht gleich registrieren konnten, war die Business-Idee da, aus der dann checkdomain entstand.

Die entscheidenden Erfolgs­fak­toren

Ehrlich sein und genau nachrechnen: Wer seine Idee realistisch und im Detail prüft, vermeidet unangenehme Überraschungen.Foto: panthermedia.net/Werner Heiber

Im ersten Schritt könnt Ihr jede Idee im Prinzip nach diesen Fragen auf ihren Gehalt abklopfen:

- Bedarf: Wer soll Deine Zielgruppe sein? Ist die Zielgruppe groß genug? Welchen Nutzen erfüllt Dein Angebot? Gibt es in Deiner Zielgruppe eine Nachfrage nach diesem Nutzen?

- Einzigartigkeit: Natürlich gibt es gerade im Startup-Bereich eine ganze Reihe von Beispielen die zeigen, dass sich auch mit dem Klonen von Ideen Geld verdienen lässt. Doch das ist nicht die Regel. Im Normalfall geht es darum, ein Angebot zu schaffen, das es so noch nicht gibt.

- Nachhaltigkeit: Welche Zukunftsperspektiven hat meine Idee? Kann ich damit auch noch in ein paar Jahren Geld verdienen? Lässt sie sich ausbauen und anpassen? Oder bediene ich damit nur einen zeitlich sehr begrenzten Markt und muss danach wieder von vorne anfangen?

- Voraussetzungen: Was bringe ich mit? Was kann ich? Besitze ich ausreichend Wissen in diesem Bereich? Was will ich? Kann ich mir vorstellen, dauerhaft Spaß an meiner Geschäftsidee zu haben und viel Zeit und Energie in dieses Geschäft zu investieren? Wie viel Kapital habe ich zur Verfügung? Passe ich selbst zu meiner Idee, fühle ich mich damit (und mit meiner Zielgruppe) wohl?

- Gewinnchancen: Gerade wenn das Hobby zum Beruf gemacht wird, lauert hier die große Gefahr. Kann ich mein Angebot zu einem angemessenen Preis an den Kunden bringen? Wirft meine Idee wirklich genügend Geld ab oder sind die Gewinnmargen auf Dauer zu klein, um davon wirklich leben zu können? Dazu gehört auch eine erste grobe Marktanalyse. Wie viele Konkurrenten gibt es in diesem Bereich bereits? Wie groß ist der Markt überhaupt? Welche Umsätze werden hier erzielt? Wie geht es der angepeilten Branche?

Gefragt sind hier Ehrlichkeit und Realismus. Es nützt nichts, alles mal kurz über den Daumen zu peilen oder sich Zahlen schön zu reden - dafür geht es bei der Selbstständigkeit um zu viel.

Konkreter werden - Ideen testen

Einer der wichtigsten Tipps für Gründer in spe ist es, nicht zu lange alleine über ihrer Idee zu brüten. Unsere eigenen Ideen sind naturgemäß immer die besten - zumindest für uns selbst. Blöd nur, wenn der Rest der Menschheit wenig damit anfangen kann. Um nicht unnötig Zeit und Geld zu investieren beziehungsweise frühzeitig Korrekturen machen zu können, ist Feedback von anderen unersetzlich. Dieses Feedback sollte wirklich kritisch sein. Es hilft Euch nicht weiter, wenn niemand ehrlich seine Meinung sagt, um Euch nicht zu verletzen. Lebensgefährten und Eltern sind daher in den meisten Fällen nicht die erste Kritiker-Wahl, ebenso wenig der beste Freund oder die beste Freundin.

Ideal ist es, wenn Ihr von Vertretern Eurer Zielgruppe Feedback bekommt. Wer einen Laden mit selbstgemachten Kindersachen eröffnen möchte, kann seinen Testkandidaten zum Beispiel eine Probekollektion vorliegen und genau abfragen, ob es gefällt, was gefällt, was sie verbessern würden und vor allem, wie viel sie realistisch für die Sachen ausgeben würden.

Je realistischer Eure Testanordnung ist, desto besser. Besonders interessant ist immer der Part, wenn es den Kunden in spe an den Geldbeutel geht. Wenn die meisten bereit sind, den von Dir anvisierten Preis zu zahlen, ist bereits viel gewonnen.

Kopien statt eigener Ideen?

Recherchieren, analysieren, optimieren: Die Geschäftsidee muss nicht unbedingt eine Revolution sein - oft bietet sich die Verbesserung eines bereits bestehenden Modells an. Foto: panthermedia.net/Christopher Meder

Wie bereits gesagt gibt es speziell im Internetbereich eine ganze Reihe erfolgreicher Klons. Wer genau hinsieht entdeckt dabei aber meistens, dass hier nicht einfach eine gute Idee kopiert wurde - sehr häufig wurde die Idee optimiert. Das erfolgreiche Geschäftsmodell der Konkurrenz wurde genau analysiert, auf Lücken gecheckt und dann in verbesserter Form neu gestartet.

Dieses Verbessern einer Idee kann nicht nur im Netz, sondern auch im richtigen Leben  klappen. Wobei das Verbessern viele Facetten haben kann: Eine bessere Usability bei einer Webplattform etwa, ein persönlicherer Kundenservice für alle, ein größeres oder auch ein spezielleres Angebot, sich selbst als Experten einbringen... Im Prinzip geht es darum, sich von seinen Konkurrenten abzuheben, auf angenehme Art anders zu sein.

Abschließend noch mal alle wesentlichen Punkte im Überblick:

- Ideenfindung: Ausreichend Zeit investieren, Augen und Ohren offenhalten, viel rausgehen und mit Menschen in Kontakt kommen. Was beschäftigt meine Umwelt?

- Ideen auf ihr Potenzial abklopfen: Gibt es einen Bedarf? Ist meine Idee einzigartig bzw. wie unterscheidet sie sich vom Angebot der Konkurrenz? Bietet sie die Grundlage für eine langfristige Entwicklung? Passt die Idee zu mir und meinem persönlichen Hintergrund? Wie sehen die Profitmöglichkeiten aus?

- Ideen testen: Test unter so realistischen Bedingungen wie möglich. Ideal ist ein Test an der Zielgruppe selbst. Frühzeitig testen, um nicht unnötig Zeit zu investieren in Ideen, die nicht funktionieren.

Im dritten Teil unserer Selbstständigen-Reihe geht es dann um das Thema Businessplan. Braucht man den wirklich? Wenn ja, warum? Und wie erstelle ich so einen Plan?

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