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Das Ausland ist nicht mehr ausschließlich für den Urlauber interessant. Auch der gewerbliche Blick über den Tellerrand der Landesgrenzen hat seinen Reiz und kann mitunter sehr erfolgreich sein. Ein Online-Shop macht den Sprung in fremde Länder vergleichsweise leicht, schließlich ist das Internet an sich ist ja schon beinahe grenzenlos. Doch auch wenn die Hürden im Netz wesentlich niedriger sind als bei einem Ladengeschäft, gibt es beim Handeln international einiges zu beachten. Einfach so Deine Seite ins Englische zu übersetzen und dann weltweit Pakete zu verschicken reicht leider nicht...
Angebot und Nachfrage
Für einen erfolgreichen Start ins internationale Business solltest Du weder Eulen nach Athen tragen, noch Kühlschränke in Thule feilbieten. Eine ausführliche Marktanalyse ist unbedingt notwendig, um mit dem geplanten Geschäft auf erfolgreichem Boden zu landen. Sprich: Gibt es einen (ausreichend großen) Markt für Deine Idee? Wichtig sind dabei folgende Gedanken:
- Wird das Produkt im möglichen Zielland benötigt, gibt es dafür Käufer?
- Gibt es bereits Anbieter in diesem Land?
- Sollte es für das Produkt noch keinen Markt geben, stellt sich die Frage woran das liegt?
- Gibt es gesetzliche oder sonstige Einschränkungen beim Verkauf der Ware?
- Existiert vielleicht ein Einfuhrverbot?
- Rechnet sich der Versand in bestimmte Länder überhaupt?
Für die Analyse fremder Märkte gibt es verschiedene Foren, die Du nutzen kannst. Erste Anlaufstelle könnte in jedem Fall die jeweilige Industrie- und Handelskammer sein, die mit einem breit gefächerten Angebot Unterstützung leistet. Hier erhältst Du sowohl Informationen als auch Kontakte.
Wie zu Hause
Wenn also die grundsätzlichen Fragen des Absatzes geklärt sind und das Geschäft positive Aussichten verspricht, musst Du Deinen Webshop für die neuen Kunden vorbereiten. Im Prinzip ist das ganz leicht, denn für den ausländischen Käufer gilt das gleiche, wie für den deutschen. Er möchte zunächst in seiner Landessprache angesprochen werden und das nicht nur im Verkauf, sondern auch im Support und bei den allgemeinen Geschäftsbedingungen. Sicher sieht er es auch gerne und mit ruhigem Gewissen, wenn die Domain deines Auslandsshops die Länderkennung seines Landes trägt.
Überhaupt hat die Einrichtung einer eigenen Auslands-Domain mehrere Vorteile gegenüber der Abwicklung beider Geschäfte über eine einzelne DE-Seite. So kann der Auslandsshop komplett auf die Erfordernisse des fremden Marktes ausgerichtet werden. Die Texte können komplett in der jeweiligen Ländersprache eingestellt werden. Vielleicht ist es auch angezeigt, dass der Webshop im Ausland andere Akzente bei der Artikelauswahl setzt. Unter Umständen sogar mit anderem Bildmaterial. So liebt es der asiatische Käufer deutlich bunter und glitzernder als der Europäer.
Ein weiteres Argument für einen separaten Online-Shop ist die Anzeige des Mehrwertsteuersatzes. Darauf werden wir später noch genauer eingehen. Da sich der Steuersatz je nach Herkunftsland des Käufers ändert, ist eine sichere Trennung nach Ländern empfehlenswert.
Wichtig ist es demnach nicht nur, möglichst viele Fakten über den Markt des ausgewählten Landes zu erfahren, sondern auch über die Menschen. Welche Kaufgewohnheiten gibt es und welche sozialen und kulturellen Besonderheiten sind zu beachten? Dabei empfiehlt es sich, in jedem Fall, den Zielmarkt zu bereisen und handfeste Recherchen anzustellen. Verlasse Dich nicht nur auf Hörensagen, denn dabei stößt Du oft nur auf subjektive Meinungen.
Recht, Gesetz und Paragraphen
Eine Analyse direkt im Zielland ist vor allem zu empfehlen, um einen Überblick über die rechtlichen Grundlagen Deines Handels zu erhalten. Hier können sich noch einen Menge unerwarteter Fallstricke zeigen, an die Du nicht einmal im Traum gedacht hast. Bei einer Befragung nannten 69 Prozent aller teilnehmenden Webshop-Besitzer rechtliche Unsicherheiten als Hindernis für den Verkauf im Ausland. Diese Details lassen sich direkt im Land bei den richtigen Behörden oder Beratungsstellen am besten recherchieren.
Die erste juristische Frage, die sich bei Auslandsgeschäften stellt ist die, welches Recht denn eigentlich zum Tragen kommt. Das deutsche oder das Recht des Empfänger-Landes? An dieser Stelle befinden wir bereits mitten in dem Gesetzes-Dschungel und die Frage ist nicht einfach zu beantworten, denn verschiedene Rechtsaspekte werden verschieden geregelt.
Betrachten wir also zunächst das Vertragsrecht. In diesem Fall gibt es die Regelung, dass sich die Partner auf eine beliebige Variante einigen können. Auf das Recht, das im Land des Käufers gilt oder das des Verkäufers. Schreibst Du also in den AGB fest, dass im Streitfall deutsches Recht anzuwenden sei, und der Käufer akzeptiert dies durch den Klick auf den Kaufen-Button, ist die Lage zunächst klar.
Aber diese rechtliche Grundlage gilt nicht in jedem Fall. Denn Ausnahmen kommen dann zum Tragen, wenn es sich zum Beispiel um Fragen des Käuferschutzes handelt. Selbst wenn Deine AGB in Deutschland dem gültigen Recht entsprechen, können strengere Regeln im Land des Käufers diese ungültig machen. Das betrifft zum Beispiel die Fristen zum Rückgaberecht, die zum Teil sehr unterschiedlich gehandhabt werden. Doch auch dies ist nicht der Weisheit letzter Schluss. Denn tatsächlich kann sich der Auslandskunde auf die deutschen Regelungen berufen, wenn diese ihn besser stellen, als die seines eigenen Landes.
Und das sind nicht die einzigen Gesetze, die es zu beachten gibt. Wieder anderen Vorschriften folgen das Lauterkeits- oder das Telemediengesetz. An dieser Stelle gilt es auf jeden Fall, sich sehr genau zu informieren und bei Unsicherheiten vielleicht sogar einen Anwalt aufzusuchen.
Umsatzsteuerregelung
Besondere Aufmerksamkeit sollte stets den Gesetzen entgegengebracht werden, die mit dem Steuerrecht verbunden sind. Hier kann es bei Unwissenheit und Missverständnissen leicht zu empfindlichen finanziellen Einbußen durch vom Finanzamt erhobene Nachzahlungen kommen, wenn nicht korrekt abgerechnet wurde. Gutes Beispiel ist die Mehrwert- bzw. Umsatzsteuer.
Beim Inlandhandel ist diese Abgabe in den meisten Fällen ein durchlaufender Posten und verursacht außer etwas Arbeitsaufwand keine Probleme. Wenn die Transaktion der Waren oder Dienstleistungen jedoch über die Grenzen hinweg gehen, gelten nicht mehr die gewöhnlichen Regeln. Und auch in der Freihandelszone der EU gibt es hierbei besondere Vorschriften zu beachten. Das bedingt sich zum einen aus den unterschiedlichen, in der Union geltenden Steuersätzen, die zwischen 15 und 27 Prozent variieren. Zum anderen gibt es gesonderte Vorschriften, wann zu welchen Konditionen die Umsatzsteuer abgerechnet werden muss.
Prinzipiell führt der Händler seine Umsatzsteuer in Deutschland ab. Auch bei Geschäften im europäischen Ausland. Das ist aber nur so lange gestattet, bis bei den jährlichen Einnahmen ein sogenannter Umsatzsteuer-Schwellenbetrag überschritten wird. Ab dann muss der Shop-Betreiber die Umsatzsteuer nach den geltenden Sätzen des Empfängerlandes im Empfängerland entrichten. Dieser Schwellenbetrag variiert wiederum innerhalb der einzelnen Mitgliedsstaaten. Wer Geschäfte in Groß Britannien betreibt, wird dort erst ab einer Summe von ca. 80.000 Euro zur Kasse gebeten, in Österreich sind es nur 11.000 Euro, die die Abfuhr der Umsatzsteuer dort zur Folge haben.
Es ist aber auch möglich, gleich eine Besteuerung im Ausland zu beantragen. In diesem Fall muss in jedem Land, in dem Waren verkauft werden, eine Umsatzsteuer-ID beim Finanzamt des jeweiligen Ausfuhrlandes beantragt werden.
Dieses Thema ist wie gesagt sehr wichtig und kann hier nicht erschöpfend behandelt werden. Deshalb ist für Dich der Gang zum Steuerberater auf jeden Fall ratsam, um diesbezüglich auf fundierte Auskünfte bauen zu können.
Geschickt verschickt
Stellen wir uns also vor, dass der Laden tatsächlich brummt. Die Bestellungen kommen herein und alle Kunden warten auf Deine Ware. In diesem Fall solltest Du Dir im Vorfeld Gedanken gemacht haben, welches Transportunternehmen Deine Produkte zum Empfänger bringt.
Wie auch innerhalb Deutschlands ist das Angebot sehr vielfältig geworden und kann im Preis um einige Euro differieren. Oft ist aber gar nicht das Entgelt entscheidend, sondern der Leistungskatalog, der damit verbunden ist: Welches Transportunternehmen beliefert welche Länder, wie hoch ist die Versicherung, wie schnell wird geliefert, wie ist der Support bei Zollfragen und Vieles mehr können ausschlaggebende Indikatoren für die Wahl des Transporteurs sein.
Wer bringt das Geld?
Zum Schluss das Wichtigste. Denn letztendlich wirst Du Deinen Shop betreiben, um damit Geld zu verdienen. Die Frage, wie und auf welchem Weg die Bezahlung für die gekaufte Ware auf Dein Konto kommt ist dabei nicht unerheblich.
Da der Onlinehandel ein prosperierendes Geschäft ist, gibt es auch eine steigende Zahl von Anbietern mit unterschiedlichen Transaktionsmodellen. Vom Telefon-Payment mit der Bezahlung via Telefonrechnung über Prepaid-Kreditkarten bis hin zum PayPal-Konto ist das Angebot reichhaltig an Varianten. Ohne jetzt jeden möglichen Anbieter im Detail zu analysieren gibt es auch im Fall des Payments grundsätzliche Überlegungen anzustellen, nach denen Du auswählen solltest.
- Bietet das Unternehmen seine Dienste in allen Ländern an, in denen ich Handel treibe?
- Welches Angebot genießt beim Kunden hohe Akzeptanz und Vertrauen?
- Wo wird auch dem Verkäufer eine hohe Sicherheit bei internationalen Transaktionen geboten?
- Wer garantiert bei der Geldversendung ins Ausland eine akzeptable Geschwindigkeit?
- Welche Angebote ergänzen sich?
- Bei welchem Institut sind die Gebühren für Käufer und Verkäufer akzeptabel verteilt?
Fazit
Der Onlinehandel über die Grenzen Deutschlands hinaus erweitert die Einnahmenquellen und die Absatzchancen signifikant. Trotzdem gibt es die Expansion nicht zum Nulltarif, sie sollte gut geplant und vorbereitet sein. Hier zahlt sich ein fundiertes Wissen ganz sicher aus, während so manch kleiner Fehler das entscheidende Kriterium für den Misserfolg sein kann.